Auf der Berlinale in Berlin am 10. Februar 2014 bei der Premiere des Films „Der Kreis“: Liebe, Mut und Respekt

Foto „Mein persönlicher Teddy geht an den Film „Der Kreis“! Super: Marianne Sägebrecht als Mutter des schwulen Sängers Röbi Rapp alias Sven Schelker

Film: „Der Kreis“ von Stefan Haupt
Hauptdarsteller: Matthias Hungerbühler, Sven Schelker
Inhalt: Liebesgeschichte zwischen zwei Männern in den 50er-Jahren in Zürich – damals ein gesellschaftliches Tabu.

Aktueller Bezug: In Russland wird ein Anti-Homosexuellen-Gesetz unterzeichnet. In Uganda droht Homosexuellen lebenslängliche Gefängnishaft. In den USA wird von Suizidwellen unter schwulen Jugendlichen berichtet. In Belgrad kommt es nach einer Gay-Parade zu schweren Ausschreitungen. Und in Paris, der „Stadt der Liebe“, endet eine Demonstration gegen die Homo-Ehe in Strassenschlachten: selbst im so genannt fortschrittlichen Westeuropa ist der Weg von einem allfälligen Tolerieren hin zur vorbehaltlosen Akzeptanz von Homosexuellen noch sehr weit.

Historischer Hintergrund: Der KREIS, Anfang der 30er Jahre gegründet, entstand aus der frühen Schwulenbewegung des 20. Jahrhunderts und stand für ein idealisiertes schwules Selbstverständnis. Als weltweit einzige schwule „Selbsthilfeorganisation“, die die Zeit der Nazi-Herrschaft in Europa überlebt hatte, wurde er zum Vorbild für ähnliche Organisationen in vielen anderen Ländern. Gründer des KREIS war „Rolf“, ein Pseudonym für den bekannten Schauspieler Karl Meier. Dieser baute ein internationales Netzwerk auf. Sein wichtigstes Kommunikationsmittel war die Publikation DER KREIS – LE CERCLE – THE CIRCLE. Nebst Kurzgeschichten, Gedichten und Fotos publizierte er in der dreisprachigen Zeitschrift auch Artikel über die Aktivitäten von Homosexuellengruppen aus der ganzen Welt – und trug damit zum internationalen Austausch bei. Ab 1948 betrieb der KREIS in Zürich ein Mietlokal im Gebäude des heutigen Theaters am Neumarkt, einen Club, in dem sich die „Homophilen“ trafen, den Gedankenaustausch pflegten und Bekanntschaften schlossen. An den großen, regelmäßig stattfindenden Maskenbällen des KREIS nahmen in den 50er-Jahren jeweils bis zu 800 Schwule teil, die für dieses Wochenende aus ganz Europa und sogar aus Amerika angereist kamen.

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Ab 1959 nahm in Zürich, nicht zuletzt aufgrund mehrerer Morde im „Stricher-Milieu“ die gesellschaftliche Repression zu: Die Zürcher Stadtpolizei legte Schwulenregister an und führte regelmäßige Razzien durch. Homosexuellen wurden verfolgt, verhört und misshandelt.

Gleichzeitig erlebte der KREIS auch einen internen Strukturwandel. Rolf, der Gründer und „Übervater“ der Organisation, vertrat einen moderat-angepassten Kurs, suchte immer wieder den Konsens mit den Behörden – und war auch zu entsprechenden Kompromissen mit der Sittenpolizei bereit. Dies im Gegensatz zu vielen jüngeren KREIS-Mitgliedern, die ein anderes Selbstverständnis pflegten und kompromissloser dachten.

Aufgrund eines 1960 durch den Stadtrat beschlossenen Tanzverbots für Männer mit Männern auf städtischem Boden verlor der KREIS seine wesentlichste Geldquelle, die großen Ball-Veranstaltungen. 1961 musste das KREIS-Lokal geschlossen werden, die Zeitschrift wurde eingestellt und die gesamte Organisation 1067 aufgelöst. Erst die Zürcher Globuskrawalle lenkten 1968 das Interesse der Öffentlichkeit von den Schwulen ab: Die Polizei hatte „andere Sorgen“.

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