Maritim nun auch in Rheinsberg präsent
Seit 2013 gehört das Maritim Hafenhotel Rheinsberg zum Portfolio der Maritim-Gruppe. Rheinsberg verdankt seine Bekanntheit nicht nur den Schriftstellern Theodor Fontane (1819-1898) und Kurt Tucholsky (1890-1935), sondern auch Friedrich dem Großen (1712-1786) und seinem Bruder Prinz Heinrich von Preußen (1726-1802).
„Ein Reichtum von Wasser und Wald“ nannte Theodor Fontane die Landschaft um Rheinsberg. Jedes Jahr zieht die Stadt am nördlichsten Zipfel der Streusandbüchse zig tausende von Erholungssuchenden an. „Hier verbinden wir einzigartige Naturerlebnisse mit der Musikakademie und der Kammeroper Rheinsberg. Damit schließt sich der Kreis zu unserem Motto „Kultur, Natur und Erholung pur“, sagt Jens Lassen, Hoteldirektor vom Maritim Hafenhotel Rheinsberg. In der Tat: Mit seinen 176 Zimmern und Suiten und einer über 2.300 qm großen Wellness-Lounge mit Pool und Sauna-Landschaft kann sich das moderne Domizil sehen lassen. Sein Wahrzeichen sind vor allem die bunten Häuschen, der weiß-rote Leuchtturm und die vielen Brücken, die aus der Anlage ein „Klein Venedig“ machen. „Der Leuchtturm ist übrigens der einzige seiner Art in Deutschland, der an einem Binnensee steht“, betont Lassen.
Vom FDGB Ferienheim zum „Fledermaushotel“
Entwickelt wurde das Hafendorf Rheinsberg auf dem 134.000 qm großen Gelände des ehemaligen FDGB Ferienheimes Ernst Thälmann. Mit wechselnden Investoren-Konstellationen hat der Generalplaner Herbert Harm aus Waren/Müritz über 10 Jahre Geduld aufbringen müssen, bis das Projekt entscheidungsreif war. 2001 wurde mit einer zeitlich limitierten Sondergenehmigung direkt am Ufer des Rheinsberger Sees als Prototyp ein Musterhaus errichtet. Als schwierig erwies sich vor allem der Abriss des 11-stöckigen Haupthauses der alten Ferienanlage, da in der Ruine seltene Vögel und Fledermäuse nisteten. Hier hatte das Architekturbüro aus Waren die rettende Idee indem sie das erste „Fledermaushotel“ Deutschlands entwickelten. Offizieller Startschuss des Projektes war der 30. Oktober 2002. Mehr als 3.000 Zuschauer fanden sich zur Sprengung des Hochhauses auf dem Gelände ein. Im Sommer 2003 folgte dann der erste Rammschlag für die Spundung der heute 50.000 qm umfassenden Wasserfläche des Hafenbeckens. Innerhalb von 4 Jahren entstanden auf der Anlage insgesamt 208 Ferienhäuser, eine Hafenmeisterei mit angeschlossener Charterstation und ein 4-Sterne-Hotel mit angeschlossener Veranstaltungsarena. Sommer 2008 war für die Gesamtanlage des Hafendorfs Rheinsberg die erste Saison, die Gäste ohne jegliche Bauaktivitäten und mit dem kompletten Angebotsspektrum genießen konnten.
Tanzen & Tagen
Kulinarisch wird Vielfalt geboten: Vom Restaurant „Luv & Lee“ hat man einen schönen Blick auf den Hafen, das „SeaPort Bar & Restaurant“ ist auf regionale und mediterrane Köstlichkeiten spezialisiert und das „Bistro am Kai“ verwöhnt seine Gäste am Badestrand. Tanzen kann man am Wochenende im „Nachtclub 53/12“. Auch für Kinder wird gesorgt: Rund ums Jahr steht den Kleinen ein komplett ausgestattetes Spielzimmer zur Verfügung. „Doch das neue Maritim Hafenhotel Rheinsberg würde wohl kaum zur Hotel-Gruppe gehören, wenn es nicht auch ausgezeichnete Tagungsmöglichkeiten aufweisen könnte“, meint Lassen. Insgesamt gibt es 10 Tagungs- und Seminarräume unterschiedlicher Größenordnung. Allein der größte Saal misst 1.084 Quadratmeter und kann bis zu 911 Personen fassen.
Muße, Malerei & Machiavelli
Rheinsberg mit seinem historischen Stadtkern ist nur knapp 2 km vom Hotel entfernt und kann zu Wasser und zu Lande erreicht werden. Die Geschichte des Ortes geht bis in das 12. Jahrhundert zurück und ist eng mit dem gleichnamigen Schloss, der „Rhinburg“ verbunden. 1734 kaufte König Friedrich Wilhelm der I. die Anlage für seinen Sohn Kronprinz Friedrich. 1736 zog dieser mit seiner Frau Prinzessin Elisabeth Christine in den südlichen Flügel des Schlosses. Wer es heute besucht, wird vom „Hausherrn“ gleich am Eingang vor der Residenz empfangen. Dort steht seine Statue aus dem Jahre 1903 und zeigt ihn voller Tatendrang – lässige Haltung, das Spielbein entspannt ein wenig nach vorn gesetzt und mit offenem Rock. Die linke Hand stützt er auf einen Baumstumpf, die rechte hat er forsch und selbstbewusst in die Hüfte gestemmt. Vier Musen, die die Musik, Rhetorik, Bildhauerei und Malerei symbolisieren, grüßen vom Dach. Darunter prangt die Inschrift „Friderico tranquillitatem colenti – Für Friedrich, der hier der Muße frönt“. Friedrich selbst bezeichnete seine vier Jahre auf Schloss Rheinsberg immer als die „glücklichsten seines Lebens“. Hier beschäftigte er sich mit Geschichte und Philosophie. Großes Interesse hegte er für die antiken Dichter Lukrez, Vergil, Seneca und Marc Aurel. Seiner Schwester Wilhelmine schrieb er nach Bayreuth: „(…) Nun bin ich auf meinem Landsitz und genieße die ländlichen Freuden mit vollen Zügen. Ich führe hier ein ebenso behagliches, aber geregelteres Leben wie unsere Urväter im Paradies.“ Oder er unternahm Bootstouren zur nahe gelegenen Remusinsel, die ihren Namen von einer hübschen, wenn auch haltlosen Sage erhielt, der zufolge der Bruder des Romgründers Romulus einst hierher geflohen war. Doch Friedrich war nicht nur an Zerstreuung interessiert – im Gegenteil. Oft saß er bis tief in die Nacht in seinem Zimmer im ersten Stock des Klingenbergturms, über ihm das Deckengemälde „Minerva als Beschützerin von Kunst und Wissenschaft“: Ein Genius mit Stundenglas reicht der Göttin ein Buch, das die Namen Horaz und Voltaire trägt, ein weiterer entfernt sich aus dem Bild, in der Hand ein Schwert. Die Beschäftigung mit Politik spiegelt sich hauptsächlich in dem 1739 in Rheinsberg verfassten „Antimachiavell“ wieder, in dem sich Friedrich mit der Schrift Machiavellis „Il Principe“ (Der Fürst, 1552) auseinandersetzte. Der These des Italieners, dem Staate seien alle Mittel zur Erhaltung der Macht erlaubt, setzte er seine eigene Vorstellung vom Herrscher als „ersten Diener des Staates“ entgegen. 1740 wurde das Deckengemälde „Der Tag vertreibt die Finsternis“ im Spiegelsaal vollendet. Es zeigt den frühen Morgen, im Zentrum die Venus als Morgenstern, der dem Sonnenaufgang vorausgeht – eine passende Allegorie für den Regierungsantritt Friedrichs.
Architektur als Ideologie
Friedrich war es auch, der das Schloss seinem jüngeren Bruder Heinrich schenkte. 1752 zog dieser mit seiner Frau Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel ein und ließ nur fünf Räume unverändert. Da er nicht nur vier Jahre, sondern fast fünf Jahrzehnte am Grienericksee verbrachte, prägte er Schloss und Park ungleich mehr, als Friedrich das vermocht hatte. Heute kann man seine Sommerwohnung, seine Bibliothek und seinen Muschelsaal bewundern. Zu Heinrichs Architekten zählte Carl Gotthard Langhans, der Schöpfer des Brandenburger Tors in Berlin. Bereits zu Lebzeiten ließ Heinrich seine Grabstätte in Form einer Pyramide im Garten errichten, in der er nach seinem Tod 1802 beigesetzt wurde. Die französische Inschrift verfasste Heinrich selbst. „Architektur ist immer auch Ideologie“, weiß Dr. Siegfried Wein, Kunsthistoriker in Berlin. Die Pyramide ist unvollendet weil sich Heinrich als „Prinz von Geblüt“ zeitlebens nur schwer an seine untergeordnete Rolle in der Hierarchie des Königshauses gewöhnen konnte. Nur durch den Einspruch Friedrichs konnte er nicht König von Polen werden, die ihm angetragene Regentschaft bzw. Statthalterschaf in den Vereinigten Staaten von Amerika hat er selbst abgelehnt. Geteilt mit ihm hat er die Liebe zur französischen Kultur und Lebensweise, ebenso wie die zur Bau- und Gartenkunst, zur Literatur, zur Musik und zum Theater. Ab 1753 ließ Heinrich die Feldsteingrotte, das Chinesische Haus und das Heckentheater errichten. Briefe Heinrichs bezeugen, dass hier „zauberhaft“ bis tief in die Nacht getanzt wurde. Ein Blickfang ist der Obelisk, der mit antiken Helmen geschmückt ist. Diesen widmete Heinrich seinem Bruder August Wilhelm sowie 28 weiteren Feldherren, die sich nach seinem Urteil im Siebenjährigen Krieg verdient gemacht hatten, aber zu wenig gewürdigt wurden waren. Friedrich selbst erwähnte er nicht… Heinrichs Schlafzimmer erkennt man an der Deckenmalerei, die auf die Funktion des Raumes hinweist: Eule und Fledermaus als Tiere der Nacht im Mittelornament, Göttinnen mit Schlangen und Mohnkapseln als Hüterinnen der Gesundheit in den Eckmedaillons. Prinz Heinrich verstarb in diesem Gemach am 3. August 1802.
Rheinsberg als Erfüllung unbeschwerter Liebe.
Literarisch berühmt wurde das Schloss auch durch die Erzählung „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ von Kurt Tucholsky. Beschrieben wird ein heimlicher Wochenendausflug von Wolfgang und Claire 1911 in die märkische Provinz. Revolutionär für diese Zeit sind der ungewöhnlich hohe Bildungsstand und die berufliche Zielsetzung von Claire. Als Medizinstudentin verkörperte sie ein sensationell neues Frauenbild und trat als fortschrittliche und emanzipierte Persönlichkeit auf. Mit ihrem ungebundenen Wesen und dem losen Mundwerk ist sie das pure Gegenstück zum konventionellen Frauenbild des Wilhelminischen Reiches. Das reale Vorbild für die Figur der Claire war Else Weil, die später die erste Ehefrau von Tucholsky wurde: „Einmal legte Claire die Hand auf den Bootrand; diese ein wenig knochige Hand, auf deren Rücken blassblaue Adern sich strafften; sah man aber die holzgeschnitzten, langen Finger, so ahnte man, es war eine erfahrene Hand. Diese Fingerspitzen wussten um die Wirkung ihrer Zärtlichkeiten, kräftig und sicher spielten die Gelenke (…) Die Hand hing im Wasser und zog einen quirlenden Streif.“. Abgestiegen ist das Liebespaar damals im „Ratskeller“. Der historisierende Bau steht heute auf den Grundmauern des alten, 1978 abgerissenen Hauses gegenüber vom Schloss. Theodor Fontane berichtet in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ von „einem reizend gelegenen Gasthofe, der noch dazu den Namen der Ratskeller führt“, und rät zu probieren, ob er „seinem Namen Ehre mache oder nicht“.
Château mit Charme
Heute gehört Schloss Rheinsberg mit seinen Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Nach aufwendigen und umfangreichen Restaurierungen ist es wieder als Museum zu besichtigen und beherbergt auch das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum. Im ehemaligen Kavaliershaus ist seit 1991 die Bundes- und Landesmusikakademie untergebracht, die das Schlosstheater betreibt. So ist Schloss Rheinsberg ein Ort der Muße und der Musen geblieben. Kaum ein Besucher kann sich seinem Charme entziehen.
Infos: www.maritim.de
Literatur:
- Kurt Tucholsky, Rheinsberg – Ein Bilderbuch für Verliebte, dtv Großdruck, 6,00 Euro.
- Eva Ziebura: Prinz Heinrich von Preußen, Stapp Verlag Berlin, 9,95 Euro.
- Bernd Ingmar Gutberlet: Friedrich der Große; Eine Reise zu den Orten seines Lebens, primus-Verlag, 14,95 Euro.