Zählen Blutsbande mehr als Freundschaft? Teil 2

Was ist Freundschaft?

„Da ist ein Freund, der anhänglicher ist als ein Bruder“ steht schon in der Bibel, Sprüche 18:24. In den rund 3000 Jahren hat sich der Mensch nicht geändert. Nach wie vor ist Freundschaft für das menschliche Gemüt genauso unverzichtbar wie Nahrung und Wasser für den Körper. Freundschaft ist sozusagen eine Seele in zwei Körpern. „Freund“ kommt nicht um umsonst von dem Wort „Freude“, „sich freuen“. Freunde sind Menschen, mit denen man am liebsten seine Zeit verbringt, nämlich Alltag und Ferien, Freizeit und Arbeit, Tag und Nacht. Mit ihnen kann man feiern, spielen, reden, mailen und chatten.  Egal, ob man Familie hat oder nicht, jeder von uns wünscht sie sich. „Freunde sind Gottes Entschuldigung für Verwandte“, sagt Georg Bernhard Shaw. Schon in der Pubertät spielen sie eine wichtige Rolle, meistens sogar die wichtigste. Man sucht Beziehungen außerhalb der Familie, denn man möchte sich von ihr lösen. Die Freunde geben einem da Nähe und Vertrauen. Einerseits ist einem die Familie schon wichtig, doch die Freunde verstehen einen und können sich besser in die eigene Situation versetzen. Drei bis fünf enge Freunde hat der Mensch im Durchschnitt. Laut Umfragen sind Freunde den meisten Menschen sogar wichtiger als die Familie. Freunde findet man meistens durch Zufall. Das Gute an ihnen ist, dass man sie sich selbst aussuchen kann. Dafür erwartet man auch mehr von ihnen, nämlich Diskretion, Loyalität, Respekt und Vertrauen. Mit Freunden wollen wir zwar Interessen teilen, doch sie sollen nicht unsere Doppelgänger sein. Sie können ruhig anders sein, denn Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Der Freundeskreis färbt auf uns ab und bestimmt, zu welcher Persönlichkeit man wird.

Deshalb sollte man sich seine Freunde schon genau aussuchen. Sind es ,echte Freunde“, können sie uns ein Leben lang begleiten. Vor allem Frauen stellen hohe Ansprüche an ihre beste Freundin. Nach einer Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts erwartet jede zweite Frau, nämlich 53 Prozent, dass sich die Freundin vorbehaltlos Zeit nimmt, wenn sie gebraucht wird. 11 Prozent der befragten Frauen wollen sogar im Leben ihrer Freundin noch vor deren Partner die Nummer eins sein. Jede dritte Frau bezeichnet ihre Freundin als den Menschen, der sie am besten kennt. Die oft empfundene Seelenverwandtschaft kann aber auch zu Problemen führen: 60 Prozent der Frauen haben sich schon einmal von einer Freundin getrennt. 28 Prozent gaben zu, dass sie schon mal eifersüchtig auf eine Freundin ihrer besten Freundin waren. Dabei kann man nur dann wahre Freunde haben, wenn man selbst ein selbstloser Freund ist, der gern gibt.

„Wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihnen“

 sagt Jesus im Lukas-Evangelium. Mit anderen Worten: Will man einen Freund, muss man selbst einer sein. Und damit eine Freundschaft gut funktioniert, muss das Geben dominieren, nicht das Nehmen. Man sollte bereit sein, die Bedürfnisse des anderen auch mal seinen eigenen Vorlieben oder Bequemlichkeit voranzustellen.

 

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