von: Sonja Köneke, über Ihre Pläne für Sri Lankas Waisenhäuser
Seit ich vor kurzem den Entschluss gefasst habe, erneut nach Sri Lanka zu reisen, um mir in der Region um Kalutara ein Bild von der Waisenhaussituation zu machen, spreche ich viel über mein Vorhaben. Schließlich werde ich an allen Ecken Unterstützung brauchen. In Form von Sachspenden, Anregungen, Ermunterungen und später auch finanziellen Mitteln.
Die Reaktionen, die ich ernte, sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von großer Begeisterung, über Unverständnis oder Sorge bis hin zu Kritik. Kritik, die ich nicht nachvollziehen kann. Ich solle in Europa helfen, nicht in Asien. Hier wäre die Not auch sehr groß. Da muss ich mich nicht so weit weg orientieren. Außerdem sei der Tsunamiregion Sri Lankas nicht gedient, wenn ich ein paar rosa Kleidchen (O-Ton) mitbringen würde.
Zum Teufel noch eins!
Tut es wirklich etwas zur Sache, wo genau jemand sich einsetzt? Ist es nicht viel wichtiger, dass wir es überhaupt tun? Und können nicht selbst rosa Kleidchen, die ich gar nicht sammeln möchte, Freude bringen? Und sind Glück und Freude nicht essentiell für jedes Leben? Egal wo auf dieser Welt?
Ein Schritt nach dem anderen. Man wächst mit seinen Aufgaben. Und ich kannn nicht meinen Freundes- und Bekanntenkreis bitten zu helfen, wenn ich selbst noch kein Bild der Lage und Bedürfnisse habe. Ich übernehme die Verantwortung für jeden gespendeten Gegenstand und jeden künftigen Euro. Da will und muss ich sicher stellen, dass die Hilfe greift. Dass sie den Kindern in den Waisenhäusern direkt zu Gute kommt.
Was aber spricht dagegen, zu allererst Spielsachen, Kinderklamotten und ein paar nützliche Artikel wie Taschenlampen und Läusekämme zu besorgen? Ich kann nicht gleich für Waschmaschinen und Behindertenfahrzeuge sorgen.
Soll ich schon aufgeben bevor es richtig losgeht, nur weil ich noch keinen 40′ Container mit Gütern verschiffen lassen kann?
Ich denke genau hier liegt das Problem.
Weil es so viele Unwägbarkeiten gibt. Weil der Mensch an sich, je besser es ihm geht, zur Bequemlichkeit neigt. Darum kennt man so wenige Menschen, die sich richtig engagieren. Und hier meine ich nicht die überschaubaren Jahresbeiträge für den WWF, Amnesty International oder andere sinnvolle Organisationen. Das tue ich seit Jahren. Dafür erhalte ich die Mitgliederzeitschriften und ab und zu noch projektbezogene Spendenaufrufe. Das war es. Die Maßnahmen, die von meiner und den zahllosen anderen Spenden vollzogen werden, sind nicht greifbar. Und sicher verschlingen auch die großen Organisationen enorme Summen für die Verwaltungsapparate. Dennoch fühlt es sich gut an, wenigstens kleine Beiträge zu leisten.
Wie kann man es doof finden, wenn Einzelpersonen darüber hinaus persönlich Hilfe leisten? Und sind es vielleicht auch nur brauchbare Sachspenden oder etwas fürs Herz. Kein Kind freut sich nicht über altersgerechtes Spielzeug, Malstifte oder ein Kuscheltier.
Uns allen hier geht es gut. Wir stehen täglich vor unseren vollen Kleiderschränken und denken dabei oft, nichts anzuziehen zu haben. Wir richten uns nach Trends & Must-haves. Machen Frühjahrsdiäten, weil die Völlerei um die Weihnachtszeit ihre Spuren hinterlassen hat. Besuchen sogenannte Hotspots und In-Restaurants. Streben nach schönen Autos und Immobilien. Orientieren uns an unseresgleichen.
Das ist alles wunderbar. Das mache ich auch.
Noch mehr Genuss stellt sich aber ein, wenn man all das wieder mehr schätzt. Weil es nicht selbstverständlich ist. Weil eine unvorstellbar große Zahl an Menschen, viel weniger besitzt. Ums Überleben kämpft. Und dennoch nicht den Mut verliert. Nein, sogar oftmals noch dabei lächelt, positiv und freundlich bleibt.
Ich habe auf meiner letzten Reise das Geben für mich entdeckt. Geben über durchdachte, großzügige Geschenke an meine Lieben. Oder die Kleiderspenden für meine polnische Zugehfrau. Oder eben die kleinen Jahresbeiträge an große Organisationen.
Jetzt möchte ich mehr. Ich möchte dauerhaft das erhebende Gefühl, das ich hatte als ich vor zwei Wochen kurz vor meiner Heimreise, Etliches aus meinem Koffer an Familien aus der Nachbarschaft meines Hotels, verschenkt habe. Ich möchte das Lachen der Beschenkten sehen. Kinder, die sich sofort mit ihren Schätzen zurück ziehen. Positive Entwicklungen, die durch mein Engagement und das von Freunden, sichtbar werden.
Vielleicht wird auch bald dort ein Mädchen ein rosa Kleidchen bekommen. Und ich bin mir sicher, es wird sich darüber freuen!
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